Individueller Wohnen. Über die neue Liebe zum Zuhause, Einrichtungs”trends” und eine herrlich unperfekte Instagram-Welt
Der Begriff “Interior Design” ist in aller Munde. In die Gestaltung der eigenen vier Wände werden wieder viel Zeit und Mühe gesteckt. Gleich, welcher Einrichtungsstil – Inspiration liefern Magazine, Tutorials und Social Media-Kanäle. Und auf einmal ist auch der private Raum gar nicht mehr so privat. Höchste Zeit, einmal nachzuhaken, warum das so ist – und was sich gerade so tut in der Welt der Inneneinrichtung.
Der Trend, der keiner ist
Auf die Frage, was heute im Bereich Interior Design Trend ist, muss Kastellan-Gründerin Klára erst einmal lachen. “Ich mag das Wort Trend nicht. Das ist das Schöne an der heutigen Zeit. Wir werden offener und kommen weg von ‘Trends’.” Aha. Und was meint sie damit? “Ganz einfach. Der einzige ‘Trend’ ist momentan der Individualismus. Auch im Bereich Wohnen. Die Grenzen verschwimmen, Altes und Neues wird miteinander kombiniert. Dabei gibt es natürlich Moden, wie im Moment die Midcentury-Designs der Sechziger und Siebziger. Aber erlaubt ist generell, was gefällt. ” Und da sieht Kára auch Spielraum für Neues, da Formen vergangener Epochen jetzt gerne mit neuen Materialien hergestellt werden. Typisches 60er-Stuhl-Design findet sich in stabilem Kunststoff für den Garten wieder, Kronleuchter gibt es jetzt in Marmor. Aktuell sind Naturmaterialien wie Massivholz mit Edelstahl-Details, Pflanzen, unbehandeltes Naturholz und Marmor. “Ganz andere Möglichkeiten bewegen den Markt. Und die Verbraucher sind jetzt reif dafür.”
Das Herz schlägt für Vintage
In der Entwicklung hin zur Individualität im Bereich Wohnen sieht Klára auch den Grund für die momentan große Vintage- und Retro-Liebe. “Wir werden mutiger. Suchen nach Möbeln und Deko mit dem gewissen Etwas. Kombinieren wilder.” Und dabei spielen zwei Faktoren eine große Rolle: Nachhaltigkeit und Langlebigkeit. Klar, das Sofa aus den 50ern zu kaufen ist ressourcenschonend. Und bei der Anrichte aus dem späten 19. Jahrhundert muss man nicht Angst haben, nach drei Jahren Gebrauch plötzlich die herausgefallene Tür in der Hand zu halten. “Natürlich gibt es immer noch beliebte Stilrichtungen. Boho, Skandi, kubistisch, puristisch oder Landhaus. Aber alles gerne kombiniert mit alten Designs”, resümiert Klára. “Und sich Inspiration zu holen war nie so einfach. Gerade im Internet, auf Instagram.”
Instagram: Das perfekt Unperfekte
Ja, Instagram. Nachdem dort Essen und Reisen lange DIE Themen waren, gibt es jetzt immer mehr Accounts zum Thema Leben & Wohnen / Interior Design. Das Zuhause rückt also mehr in den Fokus. “Das hat mit Achtsamkeit zu tun”, erklärt Patty. Sie betreibt seit letztem Jahr so einen Instagram-Account zum Thema Einrichtung, Wohnen und Leben. Und hat eine Erklärung für die neue Entwicklung: “Wir besinnen uns mehr auf Slow Living. Es geht nicht mehr um Hülle und Fülle. Sondern um die Besinnung auf das, was einen glücklich macht. Deswegen kümmern wir uns wieder mehr um unser Zuhause.” Aber ist das nicht ein Widerspruch? Der Rückzug in den Sehnsuchtsort Zuhause, ihn gleichzeitig aber auf Instagram öffentlich machen? “Nein, denn der Trend geht zum nicht Perfekten. Man zeigt nur das, was man zeigen will. Und das kann auch mal der Wäscheberg sein. Das schafft Verbindung, weil jeder sagt: ‘Hey, bei mir sieht’s auch so aus. Zu Perfektes interessiert die Leute nicht mehr.” Also – ich benutze jetzt mal dieses böse Wort – ein Trend weg von der perfekten Instagram-Welt hin zum unperfekten, aber ehrlichem persönlichem Leben.
Tschüß, Sterilität – hallo, neue Gemütlichkeit!
Und das spiegelt sich in den Inspirationen wider, die diese neuen Interior-Accounts präsentieren. “Es gibt ein neues ‘Stilles Bunt’”, erklärt Patty. “Ruhigere Farben, aber weg von den reinen Weiß-, Beige- und Grau-Tönen der letzten Jahre. Außerdem werden wieder mehr Naturmaterialien verwendet. Und Upcycling ist ein großes Thema, gerade wegen Umwelt- und Naturschutzes auch im Bereich Wohnen.” Tolle Ideen liefert sie da selbst. Ob es jetzt ganz aktuell neue Deko aus Trockenblumen ist, Euro-Paletten, die sie zu bequemen Lounge-Möbeln umfunktioniert hat oder ein ausrangiertes Surfbrett, das nun als Lampe von der Decke hängt! Und die Ideen gehen Patty noch lange nicht aus. “Da wird noch mehr passieren im Herbst”, lacht sie. Bei ihr vorbeizuschauen lohnt sich also auf jeden Fall!
Aber halt – wer ist eigentlich Patty von bodhis.surf.shack?
Patty heißt eigentlich Patricia und wohnt, lebt und liebt mit Freund und Sohn im Taunus. Seit letztem Jahr betreibt sie ihren Instagram-Account “bodhis.surf.shack”. Warum dieser Name? “Weil wir Surfen lieben. Das ist ein ganz eigenes Lebensgefühl, das wir auch in unserem Zuhause leben.” Und das spiegelt sich in coolen Beach-Accessoires wider, in viel Holz, ruhigen Farben – aber auch in einer ordentlichen Portion Retro-Liebe. Kurz, Patty von Bodhis Shurf Sack surft auf der befreienden Welle der neuen Individualität. Und deswegen passt sie auch so gut zu uns. Wir freuen uns, dass sie künftig so viel mehr Inspiration liefern wird – immer mal wieder auch dazu, wie sich Vintage-Schätze von Kastellan am besten kombinieren lassen.
PS: Einen ersten Eindruck könnt Ihr Euch mit den Bildern oben holen – sie alle zeigen den einzigartigen Stil von bodhis.surf.shack.